Warum niemand freitags in der Schule sein sollte- Ein Kommentar

Wir waren nie eine Generation des politischen Ungehorsams. Wir sind auch keine Generation der Bewegungen, keine Generation der Unruhe und des Widerstands. Wir sind eine Generation der Windstille, und auch wenn um uns herum die Demokratie zerbröckelt und die Polkappen schmelzen, herrscht die Meinung vor, es gebe Menschen, die sich um alles kümmern. Wir sind eine Generation der Ablenkung. Wir verbringen unsere Zeit auf sozialen Medien und in Streamingdiensten, wir begrüßen jede Zerstreuung mit offenen Armen. Wir fühlen uns gut und denken gerne, dass wir uns gut fühlen dürfen. Wir fühlen uns sicher, denn unser Mikrokosmos ist stabil.

Was passiert, wenn man einen wehrlosen Hamster in einen Tigerkäfig sperrt? Und was passiert, wenn man eine Generation von wehrlosen, sich sicher fühlenden Kindern mit dem zweifellosen Kollaps unseres Ökosystems konfrontiert? Hält der feste Glauben, dass alles gut wird, dem Orkan stand?

Sind wir bereit für den Weltuntergang?

Die Trümmergeneration war bereit für den Kalten Krieg, für die Angst vor der Bombe, denn ihre Welt war eine Nachkriegswelt, eine Welt, die um den dem Menschen immanenten Abgrund wusste, die wusste, wie schnell Systeme kollabieren, wie fragil alles Menschengemachte ist. Wir wissen das nicht mehr. Wir sind eingebettet in eine verfassungspatriotische, systemkonforme Tradition der Freiheit und Toleranz, wir lieben unsere Gewaltenteilung und wir lieben unsere repräsentative Demokratie. Es ist für uns unvorstellbar, dass die Welt untergeht. Aber sie geht unter. Und nach diesen Satz eine Konditionalkonstruktion zu setzen wie „,wenn wir nichts ändern“, wird der Katastrophe nicht gerecht.

Die Opfer der Krise

Diese Krise ist innerhalb des Systems nicht mehr aufzuhalten. Unser System ist ein kapitalistisches, und dieses System zerstört unseren Planeten – wovon wir am STG höchstwahrscheinlich nie persönlich betroffen sein werden, denn wir leben im Norden und wir haben Geld. Die primären Opfer sind nicht wir, sondern die 1,5 Milliarden Menschen, die Ende dieses Jahrhunderts aufgrund von Dürre und Hitze heimatlos werden.  Eine Gesellschaft, die das zulässt, ist keine gute Gesellschaft.
Eine Gesellschaft, die, um auf die Wichtigkeit schnellen Handelns hinzuweisen, die Schule schwänzt, das Risiko läuft, schlechte Noten zu bekommen, ist eine gute Gesellschaft.
Jemand, der hierbei noch auf Trivialitäten wie die Schulpflicht beharrt, sollte seine Prioritäten überdenken. Was wir brauchen, ist ein symbolischer Umschwung des Diskurses. Die FFF-Demos beginnen ihn gerade einzuläuten. Die Generation, die keine Generation des politischen Ungehorsams ist, wird politisch ungehorsam. Und selbst diejenigen, die sich nicht für die Thematik interessieren, werden mobilisiert, werden laut und werden gehört. Es muss begriffen werden, dass wir in einer Zeit der Katastrophe leben, in einem absoluten Ausnahmezustand. Systemtreue ist vollkommen fehl am Platz, Militanz und Initiative sind gefordert.

Coole Arschlöcher

Doch wenn es neue, frische, linke Ideen gibt, kommt der Gegenwind meistens nicht einmal von rechts, sondern von destruktiven „eigentlich“ Gleichgesinnten, denen einzelne Aspekte nicht gefallen, und die denken, sie hätten den Luxus, deswegen die gesamte Bewegung zu verurteilen. Dieser Luxus existiert nicht! Klimaschutz wichtig zu finden, ohne Fridays for Future zu unterstützen, so etwas können wir uns nicht leisten. Diese Denke ist wie ein Elmsfeuer im Zeppelin Hindenburg: gefährlich.
Seid willfährig, seid offen, seid konstruktiv. Wenn etwas politisch Relevantes passiert, macht mit! Als Campino für sein Band-Aid Projekt, das objektiv Menschen half, von Jan Böhmermann für kosmetische Details angegriffen wurde, wusste er sich adäquat zu verteidigen:

Lieber uncool sein als ein cooles Arschloch,
das sich nicht konstruktiv einbringen kann

Campino, am 13. April 2017 auf der Echo-Gala

Destruktive Gleichgesinnte sind nicht diskursunfähig, wie beispielsweise Christian Lindner es ist, diese Menschen müssen nur verstehen, worum es wirklich geht.

Unsere Herausforderung

Die Krise ist riesig und man mutet uns sehr viel zu, man überfordert uns. Doch lasst uns deswegen nicht verzweifeln, Freunde, lasst uns zeigen, dass diese politikverdrossene Generation von Analphabeten und Vapern, diese verlorene Generation der Cloudraphörern und Snapchattern, die belanglose Generation Z sehr wohl in der Lage ist, aus dem Tiefschlaf der Geborgenheit aufzuwachen, um der Katastrophe die Stirn zu bieten.
Gesetze und Regeln sind letzten Endes nur Buchstaben, und Buchstaben lassen sich umordnen – Gesetze lassen sich nicht nur sehr gut brechen, sie lassen sich auch neu und besser aufstellen.

Verbieten wir doch einfach Kohle.

Verbieten wir doch einfach Plastikverpackungen.

Verbieten wir doch einfach fossil-gesteuerte Verkehrsmittel.

Es gibt für alles gute, grüne Ersatzprodukte und der Grund, warum nichts geschieht, ist kein vernünftiger Grund, es ist ein kapitalistischer, doch die Wirtschaft ist unserer Umwelt kategorisch unterzuordnen. Wir müssen das System von Grund auf ändern, das ist unsere generationale Aufgabe, um nicht nur einen Fortbestand der Erde zu sichern, sondern um auf dieser Erde eine gerechte Gesellschaft zu gewährleisten. Also kommt mir bitte nicht mit „Schulpflicht“.

Beitragsbild: Pixabay

2 Antworten auf „Warum niemand freitags in der Schule sein sollte- Ein Kommentar“

  1. Ein, in sprachlicher Hinsicht, sehr schön verfasster Kommentar, dafür wirklich Respekt. Schade finde ich, dass du jeden meiner Kritikpunkte an Fridays for Future damit abtust, dass wir uns einen solchen „Luxus“ einzelne Aspekte an der Bewegung zu kritisieren, nicht leisten können und letztlich alles auf die, auch in meinem Artikel eher untergeordnete, vernachlässigte Schulpflicht reduzierst. Ich bin der Ansicht, dass man insbesondere bei Fridays for Future, welches sich viele, teils sehr junge Menschen zum Vorbild nehmen, Dinge kritisieren sollte, die populistisch und unrealistisch sind, denn, dass auch Populismus von links Populismus ist, wird oft vergessen. Zum Glück leben die Demokratie und der konstruktive politische Diskurs von unterschiedlichen Meinungen, weshalb ich trotz meiner Kritik an deinem Artikel froh bin, dass jeder Leser der Schülerzeitung nun beide Meinungen kennt und sich darauf basierend seine eigene bilden kann. 🙂

  2. Allgemein, ein schöner und gut verfasster Artikel. Ich weiß, dass dies ein Kommentar ist, jedoch will auch ich meine Meinung sagen. Du kannst nicht einfach sagen, dass wir die Schulpflicht abstauben müssen. Und noch etwas: Schlechte Noten können unsere Bildung ruinieren. Klimaschutz ist wichtig, und du sagst nichts falsches, aber wie du es geschrieben hast, könnte man meinen, dass du nicht viel verstehst. Ich finde es gut, dass viele Menschen den Klimawandel stoppen wollen, aber ein Weltuntergang ist es auch nicht. Gesetze können sich nicht so einfach brechen. WIR leben in einer Welt, wo man zu leicht Strafen kriegt. Wenn du ein Erwachsener wärst, und du dich vor deiner Arbeit drücken würdest, hättest du Ärger. Und der Titel… er ist einfach nur unnützlich. Ich fände es viel besser, wenn alle sich jeden Tag Nachmittags treffen würden statt einen Tag Schule schwänzen. Aber hey, es ist deine Meinung und KEINE MEINUNG IST FALSCH, WO IHR ALLE DAZUGEHÖRT.

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