Auf ein Wort: Gereon Elvers

Das Wiederaufleben der Schülerzeitung in diesem digitalen Format verdanken wir, zumindest technisch, Gereon Elvers. In seiner Freizeit entwickelte er die App-Idee und arbeitete sich in die Welt der Online-Medien ein. Woher dieses Interesse stammt, wie es für ihn nach dem Abi weitergeht und warum es manchmal besser sein kann, komplett planlos zu sein, erfahrt ihr im folgenden Interview.

Lieber Gereon, es freut mich ganz besonders, dass ich dich heute interviewen darf. Die ersten Erinnerungen, die ich rund um das Thema Programmieren mit dir habe, sind folgende: Vermutlich in der siebten Klasse hast du mir berichtet, dass sich deine Handyeinstellungen ändern, sobald du das WLAN-Netz bei dir zu Hause erreichst. Etwa um dieselbe Zeit erzähltest du davon, dass du eine Idee hast, ein Würfel-Programm zu entwickeln. Es sollte einsetzbar sein wie mehrere Würfel, etwa bei einem Kniffel-Spiel. Hast du das jemals verwirklicht?

Ich hab mein Bestes gegeben, aber die Welt ist einfach noch nicht bereit für so viel Funktionalität. ? Ich hatte das total verdrängt, aber es stimmt, ja. Ungefähr da habe ich angefangen, mich mit Software-Entwicklung zu beschäftigen. Weit gebracht habe ich es damals aber noch nicht, ich konnte meine Ideen einfach noch nicht richtig strukturieren. Na ja, und Videospiele. Wahrscheinlich primär letzteres.
Das WLAN-Ding nutze ich mittlerweile nicht mehr, weil das zu viel Akku gefressen hat. Ironischerweise ging es um das Abschalten von Energiesparfunktionen. Habe das damals über IFTTT realisiert, falls jemand Interesse haben sollte, etwas ähnliches zu implementieren.

Wie entstand deine Begeisterung rund um das Programmieren und Entwickeln von Software?

Ich glaube, das war bei mir ähnlich wie bei ganz vielen: Ich fand die Technik interessant, die ich jeden Tag nutze und wollte mich damit auseinandersetzen, wie sie funktioniert. Das war kein bewusster Prozess, zumindest zu Beginn nicht. Wenn man sich damit befasst, geht das ganz von selbst.

Und dann dachtest du dir irgendwann: Ich entwickle eine App für das STG, eine Schülerzeitungs-App? Oder wie entstand diese Idee?

Naja, wenn man in die Thematik so „reinrutscht“, dann ist das erstmal sehr fragmentiert. Man kennt sich mit vielem etwas aus, mit wenigem richtig. Ich wollte mir also ein Themenfeld raussuchen, und das dann vertiefen.
Mehr durch Zufall als durch Planung bin ich dann in ein Entwicklerstipendium von Google auf der Lernplattform Udacity gestolpert, an welchem ich letztes Jahr teilgenommen habe. Dort habe ich in einem akademischen Umfeld die Grundlagen der App-Entwicklung korrekt gelernt. Natürlich wird man in so einem Zeitraum kein richtiger Experte, aber davon ausgehend habe ich dann selbstständig weitergemacht.
Danach war ich auf der Suche nach einem größeren Projekt, um „am Ball zu bleiben“.
Bei einem Gespräch mit Frau M. Schmidt sprach sie die Schülerzeitung an, für welche ich in der Vergangenheit schon einmal selbst geschrieben hatte. Zwischen Tür und Angel erstellten wir das Grundkonzept, aus dem einige Monate später dieses Medium entstehen sollte.
In dieser Zeit entstand auch die Idee, das Projekt ordentlich zu dokumentieren und als besondere Lernleistung (BLL) in meine Noten miteingehen zu lassen.
Nicht unerwähnt bleiben dürfen hier natürlich auch Frau Neumann, welche das Projekt technisch betreut hat, Herr Thomsen und Herr Hoenig, welche die Prüfung durchgeführt haben, sowie Frau Kromm, die sich um die formellen Angelegenheiten gekümmert hat. — ich hoffe damit hab‘ ich alle. ? Ohne diese großartige Unterstützung wäre das Projekt nie denkbar gewesen und die digitale Schülerzeitung wäre wohl ein Wunschtraum geblieben.

Als Schwester eines Wirtschaftsinformatikers kann ich nur sagen: Meinen Bruder nervt meine Inkompetenz gelegentlich; meine Anrufe, wenn mein WLAN-Router mal wieder nicht macht, was ich möchte, oder wenn ich mir einen neuen Laptop kaufen will und seinen fachkundigen Rat möchte. Du musst jetzt keine Namen nennen, aber gibt es gelegentlich Anfragen, bei denen du, heimlich oder auch offen, mit den Augen rollst?

Bei Personen in meinem Umfeld ist das gar kein Problem. In vielen Fällen kann ich ja vielleicht sogar selbst was lernen. Es ist auch immer eine Frage der Umgangsweise. Da habe ich schon vieles – Positives wie Negatives – erlebt.
Natürlich ist es irgendwann doof, wenn man dasselbe Problem zum fünften Mal erklärt, aber ich versuche das etwas anders anzugehen. Wenn mein Gegenüber meine Erklärungen nicht verstanden hat, ist das dann nicht eher mein Problem? Habe ich wirklich verstanden, wovon ich rede, wenn ich es nicht einfach und verständlich erklären kann? Ich ärger‘ mich dann eher über die Hersteller des Produkts, die dann im Regelfall mit Millionenbudget an der Hauptzielgruppe vorbeigearbeitet haben.

Zugleich frage ich mich aber auch, ob es nicht für alle wichtig wäre, viel mehr über die „geheime Welt des Programmierens“ zu lernen. Hast du irgendwelche Tipps für Neueinsteiger? Interessierte?

Ich bin, wie gesagt, auch noch weit davon entfernt, ein Profi zu sein. Ich weiß also nicht, wie wertvoll meine Ratschläge tatsächlich sind… Aber am wichtigsten ist es wahrscheinlich, einfach anzufangen. Und das kann ganz einfach und spaßig sein. Programmieren hat immer noch diesen Ruf, mühselig und langweilig zu sein. Ist es manchmal auch, je nachdem was man denn bastelt. Aber das ist wie mit vielen anderen Projekten: Am Ende hat man ein Ergebnis, auf das man stolz sein kann und plant in der Regel schon das nächste.
Es gibt viele kostenlose Kurse (leider fast exklusiv auf Englisch), die strukturierte Einstiege bieten. Falls du lieber selbstständig lernst, gibt es z.B. auf GitHub sehr viele Projekte, die ihren kompletten Quellcode offen gelegt haben. (Hier ist übrigens der Code der Schülerzeitungs-App!) Den kannst du dir kostenlos runterladen und damit experimentieren. Bei Fragen gibt es diverse Foren, die dir gerne helfen. Das größte ist hierbei wohl Stack Overflow.
Gerade am Anfang ist es leicht, sich überfordert zu fühlen. Das kann aber ein gutes Zeichen sein und ist nach Dunning-Kruger-Effekt normaler Bestandteil des Lernprozesses. Wenn du das Gefühl hast, ein Thema nicht zu verstehen, weißt du wenigstens schon, was du alles noch lernen musst — und das ist doch schon mal ein Fortschritt, oder?

Eine weitere Besonderheit deines Lebenslaufs ist dein Auslandsaufenthalt in Taiwan. Rückblickend betrachtet, inwiefern hat dich dieser Aufenthalt geprägt?

Es ist immer schwer, die Erfahrungen eines ganzen Jahres so zusammenzufassen…
Ich fasse es mal sehr allgemein und beschreibe es als „prägende Erfahrung“ — das meine ich viel positiver als es klingt. So ein kompletter Wechsel des persönlichen Umfelds relativiert zwangsläufig eigene Erfahrungen.
Während meines Aufenthalts habe ich einen Artikel in der Print-Fassung der Schülerzeitung veröffentlicht, der mittlerweile auch digital verfügbar ist. Damals ging es um das Thema „Glück“. Liest sich, finde ich, etwas holprig (ich hatte zum Veröffentlichungszeitpunkt schon seit ein paar Monaten nur noch unregelmäßig Deutsch gesprochen), bietet aber einen roheren Einblick in meine Erfahrungen.

Bald verlässt du das STG und wirst studieren oder eine Ausbildung machen? Was genau planst du für deine Zukunft?

Natürlich ist das alles noch etwas offen, bis ich eine feste Zusage o.Ä. habe — Pläne ändern sich. Momentan plane ich aber ein Studium in „IT-Systems Engineering“ am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam. Studienbeginn ist da aber erst zum Wintersemester, also Mitte September. Ich habe noch etwas Freizeit, in der ich mir vorgenommen habe, einfach mal nichts zu planen.

Herzlichen Dank für dieses Interview. Wir wünschen dir für deine Zukunft alles alles Gute und bedanken uns überaus herzlich für all deine Arbeit und dein Engagement.

Das Interview führte M. Schmidt.


Habt ihr weitere Fragen an Gereon? Gibt es Anregungen oder Wünsche für die Schülerzeitung? Schreibt einfach einen Kommentar!

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