20. September 2019
Liebe Zoe,
Ihr Artikel in unserer Schülerzeitung hat mich überrascht, auch ein wenig verärgert, und Letzteres gilt ganz besonders für unsere Schulsekretärinnen, für die ich in meiner Replik auf Ihren Artikel auch sprechen möchte.
Zunächst soll nicht unerwähnt bleiben, dass Ihr Einsatz als Schülersprecher für die Schülerschaft unseres Städtischen Gymnasiums Anerkennung und Wertschätzung verdient. Viele Ihrer Aktivitäten finden dabei auch im Hintergrund statt, ohne dass diese immer gleich wahrgenommen werden, und zwar weder von den Schülerinnen und Schülern noch von Lehrkräften. In der Folge bleibt die verdiente Anerkennung und Wertschätzung für Geleistetes dann möglicherweise aus. Das ist bedauerlich, liegt deshalb aber in der Natur der Sache und ist nicht böse gemeint. Um die von Ihnen vermisste Anerkennung für Ihre Arbeit als Schülersprecher zu erhalten, müsste man meines Erachtens darüber nachdenken, wie man in der Schulöffentlichkeit noch stärker wahrgenommen werden kann. Das gilt auch mit Blick auf die Schulleitung und die Lehrkräfte. Mit anderen Worten: Fehlende Anerkennung hat auch etwas mit Zurückhaltung im Auftreten zu tun. Ihr Wirken als Schülersprecherin hätte im umgekehrten Fall enorm profitieren können.
Nun zu Ihrem Artikel. Warum haben Sie sich niemals direkt an mich oder ans Sekretariat gewandt, um Ihrer Verärgerung Ausdruck zu verleihen, dass Sie und Jacob offenbar nicht als gleichberechtigtes Zweierteam wahrgenommen werden? Warum haben Sie den Sekretärinnen nicht gesagt, dass Sie bitte immer gemeinsam ausgerufen werden möchten, wenn ein Gespräch gewünscht oder ein Termin vereinbart werden sollte? Warum haben Sie die aus meiner Sicht äußerst unglückliche Entscheidung getroffen, über etwas zu sprechen bzw. zu schreiben, anstatt zuerst direkt mit den Betroffenen zu kommunizieren?
Für Ihr Anliegen, Ihre persönliche Enttäuschung in das große Thema „Feminismus“ und „Alltagssexismus“ einzubetten, sehe ich jedenfalls keine echte Grundlage. Die Verknüpfungen, die Sie vornehmen, sind m. E. abwegig. Daher möchte ich natürlich auch das überkommene Bild von der Rolle der Frau in unserer Gesellschaft, das mir unterstellt wird, entschieden zurückweisen. Dass dieses Thema für Sie offenbar nach wie vor große Bedeutung hat, ist davon unbenommen.
Die von Ihnen beklagte überwiegend mit Jacob erfolgte Kommunikation hat ganz einfache Gründe. Zum einen ist es gängige Praxis im Sekretariat, der Einfachheit halber nur einen Ansprechpartner auszurufen, und zum anderen war es im Sekretariat gar nicht bekannt, dass Sie als gleichberechtigtes Zweierteam aufgestellt sind. Eine Zurücksetzung des Teampartners ist also keineswegs beabsichtigt gewesen. Und auch hier gilt: Wenn Sie uns direkt angesprochen hätten, wären Ihre Enttäuschung und Verärgerung gar nicht erst aufgekommen.
F. U. Bähr