Herr Aust war ein Referendar an unserer Schule und unterrichtet die Fächer Geschichte und Englisch. Auf der Klassenfahrt der achten Jahrgänge hat er die Klassenleitung einer Klasse übernommen, obwohl er gar kein Klassenlehrer war. Er ist ein sehr netter Lehrer und hilft Schülern gerne, wenn sie Fragen haben.
STG SZ: Was hat Sie dazu verleitet, Lehrer zu werden?
Herr Aust: Interessanterweise war das eigentlich eine unreflektierte Entscheidung, weil ich in der Schulzeit gemerkt habe, dass ich auf jeden Fall etwas mit Englisch machen möchte, und dann habe ich halt so ein bisschen überlegt, was könnte man denn machen, und ich habe mich ein bisschen zu wenig informiert und dann war am Ende der Schulzeit die Entscheidung und dann gucken wir mal Lehramt. Eigentlich wollte ich Englisch und Deutsch machen, aber mein damaliger Klassenlehrer hat mir davon abgeraten, weil das auch einfach in der Abizeit sehr, sehr viel Korrekturstress sein kann und es generell zwei Fächer sind, wo man viel zu korrigieren hat. Und dann habe ich mir gedacht: „Machen wir mal Geschichte, fand ich immer schon spannend“, im Abi war ich da ziemlich gut, können wir ja mal probieren und ich habe dann aber erst relativ spät mitbekommen, dass mir das wirklich Spaß macht. Also so in der Art „Glück“ gehabt, dass es mit der Berufswahl so geklappt hat, aber wohlüberlegt war das eigentlich gar nicht.
STG SZ: Bereuen Sie die Entscheidung, Lehrer geworden zu sein?
Herr Aust: Noch nicht
ISTG SZ: Wie sehen Sie Ihre berufliche Weiterentwicklung in der Zukunft?
Herr Aust: Aktuell bin ich ja in dieser Phase, wo vieles noch ziemlich neu für mich ist. Ich bin froh, wenn ich hinterherkomme mit der Unterrichtsvorbereitung und dem Korrigieren von Arbeiten und so weiter, das wird sich wahrscheinlich in ein paar Jahren legen, wenn ich erstmal länger unterrichtet habe und ich die Materialien nur noch so ein bisschen anpassen muss und nicht ganz neu planen muss und so weiter. Dann sehe ich mich in Zukunft in so einer Position als verlässliche Lehrkraft am STG und dass ich auch gut mit den anderen Lehrkräften zusammenarbeiten kann, dass ich den Jüngeren helfen kann, dass ich in den Fachschaften gut was dazu beitragen kann und dass es hier am STG gut weiterläuft. Also ich habe jetzt nicht die Ziele, stellvertretender Schulleiter oder so was zu werden, das wäre mir dann auch ein bisschen zu viel. Also dann einfach eine verlässliche Lehrkraft hier am STG zu sein und das wäre schon schön. Ich könnte mir auch gut vorstellen, so wie Herr Ehlers Vertrauenslehrer zu sein.
STG SZ: Gibt es bestimmte Lehrer/innen oder Ereignisse, die Sie besonders geprägt haben?
Herr Aust: Ja… auf jeden Fall Herr Ehlers… ganz, ganz klar. Er ist ja auch derjenige, der mich im Thema Geschichte ausgebildet hat und die ersten Geschichtsversuche, die ich im Unterricht versucht habe, waren katastrophal. Vor euch hatte ich eine andere siebte klasse, die ist jetzt eine neunte Klasse natürlich, und das war nicht guter Geschichtsunterricht und witzigerweise war ich dann bei euch sehr motiviert, dass alles besser zu machen, deswegen hat es auch so gut geklappt mit euch, weswegen ich dann einfach die Motivation und Lust hatte, es besser zu machen. Aber Herr Ehlers hat mir sehr, sehr viel mitgegeben, was den Blick auf euch Schüler/in betrifft, aber auch was Geschichtsunterricht generell betrifft und ich weiß, dass sein Geschichtsunterricht ein bisschen von der Norm quasi abweicht und ich habe darin auch etwas gefunden, was mich auch irgendwie extrem anspricht, deswegen unterrichte ich es auch gerne so in dieser Art.
STG SZ: Was war Ihr Lieblingsfach in der Schule?
Herr Aust: Englisch auf jeden Fall. Warum, kann ich gar nicht sagen. Ich glaube, weil es mir extrem leicht fiel, ich hatte nie das Problem, etwas nicht zu verstehen oder Vokabellernen war nie ein Thema. Und dann hat man natürlich auch Spaß dran, wenn man einfach gut darin ist. Ich habe relativ schnell angefangen, mich für englischsprachige Serien zu interessieren. Und das motiviert natürlich zusätzlich: Ich versteh das und will so sprechen wie die. Ansonsten fand ich Deutsch noch ganz cool. Ich wollte auch Englisch und Deutsch machen.
STG SZ: Was war die größte Herausforderung, die Sie bisher als Lehrer gemeistert haben?
Herr Aust: Hm, ich glaube, alle Dinge, die ich zum ersten Mal machen muss, wirken immer sehr herausfordernd. Das erste Mal Elterngespräch beispielsweise, der erste Elternabend, das erste Mal Abitur korrigieren. Ich weiß, das sind jetzt viele verschiedene Sachen, aber für mich ist da auch der Aspekt dabei, dass es für mich immer ein bisschen einschüchternd ist, wenn ich Dinge das erste Mal mache, egal ob beruflich oder privat. Und in dem Sinne dann auch eine Herausforderung.
STG SZ: Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für Schülerinnen und Schüler heute?
Herr Aust: Das ist eine sehr schöne Frage. Da sollten alle Lehrkräfte mal drüber nachdenken. Ich habe auf Instagram bei einem Lehrer, der einen Account hat, witzigerweise mal den Spruch gesehen: Drei Doppelstunden am Tag sind etwa so, als hätte man drei Berufe an diesem Tag. Und das sind nicht unbedingt alles Berufe bzw. Fächern, in denen ihr alle besonders gut seid. Und da ist eine andere Person, die dauernd die Augen auf euch richtet und euer Chef ist in diesem Moment und du musst dann in einem Zeitfenster von fünf oder 15 Minuten auf diesen neuen Chef einstellen. Ich glaube, das ist besonders herausfordernd. Aber ich denke ansonsten auch einfach dieses „Erwachsen-Werden“ und mit sich selbst erst mal klarkommen. Ich weiß, dass psychische Probleme extrem stark zugenommen haben, und ich bekomme das ja auch mit bei Kindern und Jugendlichen mit, die ich selbst unterrichte. Ich glaube, dass fast alle an etwas zu nagen haben, was wir gar nicht mitbekommen. Auch Sachen, die zu Hause passieren, Sachen, über die man nachdenkt. Das ist in dem Moment für einen selbst dann ja auch wichtiger als das, was im Unterricht passiert.
STG SZ: Ein Lehrer spezialisiert sich ja, aber die Schülerinnen und Schüler müssen alle Fächer hinbekommen und darin gut sein. Und das ist unfassbar stressig und nervenraubend. Und dann, wenn in der Familie noch irgendwas passiert ist, zum Beispiel mal ein Streit, so ist ein kleiner Anlass manchmal schon genug, dass man eine Stunde Mathe mal nicht mitbekommt. Und das ist superkompliziert. Und manchmal nehmen die Lehrkräfte dann auch keine Rücksicht.
STG SZ: Ich habe eine letzte Frage: Was machen Sie in Ihrer Freizeit und welche Hobbies haben Sie?
Herr Aust: Ich spiele in einer Band, dort spiele ich Gitarre. Ich beschäftige mich ganz viel mit Musikproduktion: Aufnehmen und Abmischen von Songs. Ich gehe relativ regelmäßig zum Sport, früher war ich häufiger im Fitness-Studio, aber ich versuche es noch alle zwei, drei Tage zu machen. Das sind die beiden großen Hobbies. Mit dem Beruf bleibt gar nicht viel mehr Zeit. Ich koche mittlerweile so gerne, dass ich es vielleicht als Hobby bezeichnen würde. Ich probiere neue Gerichte aus, kaufe sehr gerne dafür ein, nehme mir dafür Zeit am Wochenende und koch für mich oder auch für andere.
STG SZ: Vielen Dank für das Interview