Was vor vielen Jahren als Vision der Entwickler und als ein Traum für die gesamte Welt galt, ist für einige dieser Entwickler mittlerweile zum Albtraum geworden. Werbung, Beeinflussung und Inhalt der fern jeglicher Realität ist.
In diesem Artikel möchte hinter die Kulissen der scheinbar perfekten Welt der sozialen Medien schauen und euch zeigen, dass längst nicht alles, was auf diesen Plattformen zu finden ist, der Realität entspricht. Zudem stelle ich die Frage, was wirklich hinter den Datenschutzrichtlinien steckt. Um aus dem Film „the social dilemma“ zu zitieren: „Wir sind letztendlich das Produkt der großen Konzerne.”
Zuvor einige Empfehlungen und auch Quellen, die mich zu diesem Artikel inspiriert haben:
„The social dilemma” (Film, Netflix, Deutsch, Englisch)
„30 Days without social media, my transformation” von Niklas Christl (YouTube, Englisch)
Jedes Unternehmen, jede Person, die auf Social Media Plattformen unterwegs ist, beziehungsweise diese benutzt, fällt eine Entscheidung. Ehrlichkeit oder Business. Klar ist, das jeder bereit ist, sich selbst zu verkaufen und das mit den persönlichen Daten. Ich wette 98% haben nach dem Herunterladen einiger dieser zahlreichen Apps, nicht mit ihren Eltern über die Nutzung, geschweige denn über die Datenschutz- und Nutzungsbedingungen gesprochen. Niemand macht sich die Mühe diese elend langen Bedingungen durchzulesen. Doch es wäre sinnvoll, wenn man prinzipiell gegen die Verwendung der eigenen Daten ist, beziehungsweise so wenig wie möglich preisgeben möchte. Da WhatsApp und Instagram mittlerweile zu Facebook gehören, habe ich mich auf diese Datenschutzrichtlinien in meiner Recherche beschränkt. Ich werde euch einige harte Fakten nennen, denen ihr ohne zu überlegen zugestimmt habt. Zum Verständnis, zu den Social Media Plattformen zählen für mich: YouTube, Instagram, Snapchat, Facebook, TikTok und Twitter.
Beginnen wir mit den positiven Dingen, die uns soziale Medien bieten. Man erhält Inspiration, kann neue Dinge lernen, durch zahlreiche Tutorials, man findet neue Freunde und kann leicht wichtige Informationen verbreiten. Zudem können Organspender gefunden oder Familien wieder zusammen gebracht werden. Doch diese durchaus positive Seite ist nur ein Teil. Soziale Medien wurden entwickelt, um genau solche internationale Kommunikation und einen einfachen Austausch über Dinge zu erleichtern. Es sollte einen großen Mehrwert bieten. Doch was einigen Entwicklern nicht klar war, dass diese Plattformen anders genutzt werden als gedacht. Und auch die Folgen der Nutzung, gerade für jüngere Menschen, wurden nicht groß diskutiert. Soziale Medien bieten viele Problemquellen, wie zum Beispiel die Abhängigkeit, die viele entwickeln. Aber auch größere Probleme, wie psychische Erkrankungen, die einfache Verbreitung von Fake News, sowie die leichte Beeinflussung aller Nutzer, haben ihre Daseinsberechtigung auf den Plattformen.
Die Unternehmen bieten ihre Apps und Plattformen kostenlos an, da sie durch Werbung finanziert werden. Und diese Werbung wird uns teilweise dauerhaft präsentiert. Vor jedem YouTube Video, nach jedem dritten Post und nach jeder dritten Story wird einem meist Werbung angezeigt. Und diese Werbung ist auch noch personalisiert. Das heißt, die Werbung ist angepasst auf deine persönlichen Interessen. Du fragst dich, warum diese Unternehmen so viel über dich wissen? Sie sammeln unglaubliche Mengen an Daten. Sie wissen, welches Bild du dir besonders lange anschaust und welche Aufmerksamkeit du bestimmten Beiträgen schenkst. Die großen Social Media Unternehmen verfolgen drei Ziele:
- Das Aktivitätsziel
- Sie versuchen deine Bildschirmzeit zu maximieren
- Sie versuchen, dich zu animieren, immer weiter durch die Videos und Beiträge zu scrollen
- Das Wachstumsziel
- Sie versuchen, dich immer wieder auf die Plattform zurückzuführen (Benachrichtigen, neue Videos/Fotos wurden hochgeladen)
- Sie versuchen, dir ein schönes Erlebnis zu bieten, interessante Sachen zu zeigen, damit du Freunde animierst diese Plattform ebenfalls zu nutzen
- Das Werbeziel
- Sie versuchen während deiner Aktivität, so viel Geld wie möglich zu verdienen und das durch Werbung
zuNach einiger Zeit wird die Nutzung zur Gewohnheit und ab da wird es schwierig, etwas zu ändern. Der erste Griff am Morgen geht zum Smartphone, da nach dem Einschalten Benachrichtigungen der verschiedenen Social Media Apps eintrudeln, die dich animieren, auf diesen deine Zeit zu verbringen. Das Smartphone wird neben den Teller beim Essen gelegt und du schaust dir schon während des Frühstückens Videos an oder scrollst durch Bilder. Dein Weg zur Schule besteht, sofern du im Bus sitzt, aus Musik hören und nebenbei durch soziale Netzwerke scrollen. Vor der Schule schaust du dir schnell die letzten Beiträge an, um ja kein Bild/Video verpasst zu haben. Im Schulgebäude ist die Handynutzung verboten, also begibst du dich in den Pausen auf die Toilette, um deinen Freunden, vor allem bei Snapchat, ein tolles Bild zu senden. Außerdem werden kurze Momente im Unterricht, wo der Lehrer nicht hinsieht oder kurz den Raum verlassen hat, genutzt, um anderen zu zeigen, was du gerade machst. Keine Unterhaltung mit Freunden oder Mitschülern, nur das Bedürfnis andere zu informieren, was man gerade macht und auf den weiteren Plattformen zu schauen, was es Neues gibt. Nach der Schule hört das nicht auf, sondern es geht gleichermaßen weiter. Sogar während den Hausaufgaben ist es teilweise für dich nicht möglich, ohne ein Video nebenbei schauen, zu arbeiten. Oder du lässt dich ablenken durch einen „kurzen Blick“ oder eine „kurze Pause“ vom Lernen. Aber da ist es schon zu spät. Du scrollst Minute für Minute durch die zahlreichen Beiträge und merkst gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht. Eins muss man sagen, wenn das passiert ist, hat die jeweilige Plattform ihr Ziel erreicht.
Nutzer werden beeinflusst und manipuliert, ohne dass sie es direkt merken. Die Unternehmen setzen auf Werbung und verfolgen ihre eigenen Ziele, ohne auf die Auswirkungen und Folgen zu achten. Deswegen ist es wichtig, dass jeder Nutzer weiß, auf was er sich beim Herunterladen der Plattformen einlässt.
Kommen wir nun also zu den Datenschutzrichtlinien von Facebook. Hier gebe ich einen kurzen Überblick über die meiner Meinung nach wichtigsten und interessantesten Bedingungen. Wer selbst nachlesen will findet die Datenschutzbestimmungen unter: https://de-de.facebook.com/policy.php.
Welche Daten werden erfasst?
- Von dir selbst bereitgestellte Informationen
- Inhalte, Kommunikation, Nachrichten, Metadaten(Standort, Datum) der erstellten Datei
- Was durch z.B. die Kamera gesehen wird
- Netzwerke und Verbindungen
- Informationen über Interaktion (Profile, Konten, Gruppen)
- Kontaktinformationen (Adressbuch, Anrufprotokoll, SMS-Protokoll) beim Hochladen einer Datei von dem benutzten Gerät
- Nutzung
- Art und Weise der Nutzung
- genutzte Funktionen
- Handlungen
- Interaktion mit Personen, Konten
- Zeit, Häufigkeit, Dauer der Aktivitäten
- Geräteinformationen
- Geräteübergreifende Vernetzung (z.B. Computer, Handy, Tablet)
- Informationen werden kombiniert
- Geräteattribute (Betriebssystem, Batteriestand, Speicher …)
- Vorgänge auf Gerät (Fenster im Vorder- oder Hintergrund, Mausbewegungen)
- Gerätesignale
- Daten aus Einstellungen (Zugriffsrechte in Einstellungen)
- Informationen von Partnern
- Partner von Facebook stellen Informationen von außerhalb zur Verfügung (Geräteinformationen, besuchte Webseiten, getätigte Käufe, Werbeanzeigen, Art und Weise der Nutzung)
- Unabhängig vom Bestehen eines Kontos oder dem Login Zustand
- Facebook bekommt Informationen über Online- und Offline-Handlungen und Käufe von Drittanbietern, die Berechtigung besitzen
- Partner von Facebook stellen Informationen von außerhalb zur Verfügung (Geräteinformationen, besuchte Webseiten, getätigte Käufe, Werbeanzeigen, Art und Weise der Nutzung)
Wie werden die Daten verwendet?
- Bereitstellung und Personalisierung der Produkte
- Erstellen von Vorschlägen
- Verwendung von standortbezogenen Informationen (aktueller Standort, Wohnort, besuchte Orte) um Produkte und Werbeanzeigen bereitzustellen und zu verbessern
Die Informationen werden weltweit sowohl intern zwischen Facebook-Unternehmen, als auch extern mit Partnern geteilt. Auffällig beim Lesen der Datenschutzrichtlinien ist, dass ständig von Verbesserung, Hilfe und Personalisierung gesprochen wird. Dem Nutzer wird so vermittelt, dass die Erfassung der Informationen nur zu eigenem Vorteil ist, was leider nur teilweise stimmt. Die personalisierte Werbung spricht uns stärker an und verleitet so eher zum Kaufen der vorgestellten Produkte, als nicht personalisierte Werbung.
Mittlerweile sind es aber nicht nur die großen Unternehmen, die auf ihren Plattformen Werbung schalten, auch die Personen, die die sozialen Medien für sich selbst nutzen erstellen Werbebeiträge, um Geld zu verdienen. Influencer, so wie sie genannt werden, beeinflussen ebenfalls andere, indem sie Produkte, welche sie zum Testen zugeschickt bekommen haben, teilweise als bestes Produkt in der Kategorie anpreisen.
Die sozialen Medien sind von einer wunderbaren Informationsquelle und Kommunikationsplattform zu einer Plattform für Werbung geworden. Jeder Nutzer wird mit Werbung überhäuft und die Unternehmen verdienen damit Unmengen an Geld. Durch die Datenschutzrichtlinien kann man sich vorstellen, dass nicht die in der Werbung gezeigten Produkte verkauft werden, sondern unsere Daten. Zusätzlich wird durch den Konsum der sozialen Netzwerke unser Verhalten verändert und unsere Gesundheit gefährdet. Depressionen können entstehen, wenn man nicht die erhofften Likes bekommt. Depressionen können entstehen, wenn wir die perfekten Leben der Influencer betrachten. Depressionen können entstehen, wenn wir die trainierten und gesund lebenden Fitness-Influencer sehen.
Ich möchte nicht bestreiten, dass soziale Medien eine gute Möglichkeit bieten, neue Dinge zu lernen, Inspiration zu sammeln, neue Dinge zu entdecken und neue Personen kennenzulernen. Doch die Folgen, die solche Plattformen nach sich ziehen, sind von größerer Bedeutung. Da Unternehmen keinen Grund sehen, ihr Geschäftsmodell umzustellen, muss jede Person, die diese Plattformen nutzt, selbst entscheiden. Möchtest du durch diese sozialen Medien beeinflusst werden? Möchtest du, dass Unternehmen wie Facebook große Datenmengen über dich besitzen und dein Verhalten teilweise voraussagen können? Möchtest du der Gefahr gegenüberstehen, dass es dir beim Konsum irgendwann nicht mehr gut geht oder du sogar Depressionen bekommst? Das diese positiven Seiten in den Hintergrund rücken und du dich ständig mit anderen vergleichst und so sein möchtest wie sie?
Ich empfehle eine
- eingeschränkte Nutzung,
- ein privates Konto, mit nur unbedingt notwendigen Informationen
- und das Hintergrundwissen, welches in diesem Artikel teilweise vermittelt wird,
um die Folgen der sozialen Medien weitestgehend zu umgehen.
Zum Schluss habe ich noch einige Tipps für euch, um weniger soziale Medien zu nutzen:
- Als Challenge: Probiere deine Social Media Apps für mindestens 14 Tage zu löschen oder auf deinem Smartphone zu blockieren
- Apps: YouTube, Instagram, Facebook, Snapchat, TikTok
- Entferne sie vom Startbildschirm, um beim Einschalten deines Smartphones nicht sofort darauf zu klicken
- Blockiere die Benachrichtigungen dieser Apps, sodass sie nicht in der Nachrichtenleiste oder auf dem Sperrbildschirm zu sehen sind
- Stelle dir eine Nutzungsbeschränkung ein, dafür gibt es zahlreiche Apps oder du richtest das direkt in den Einstellungen deines Smartphones ein (Anleitung am Ende)
- Versuche auch deine Freunde und Familie zu animieren, den Social Media „Detox“ auszuprobieren
- Als letzter Tipp de-abonniere und entfolge allen Personen und Kanälen, die dich nicht interessieren oder nur Werbung anzeigen (dabei kannst du auch darauf achten, welche Kanäle dir einen Mehrwert bieten und welche dich eher schlecht fühlen lassen)
Diese Tipps sollen dir dabei helfen weniger Zeit auf Social Media zu verbringen. So hast du generell mehr Zeit, welche du nutzen kannst, um etwas mit deiner Familie zu unternehmen oder neue Dinge auszuprobieren. Vielleicht fängst du durch die neu gewonnene Zeit ein neues Hobby an oder lernst etwas. Klar ist, dass diese Challenge, mindestens 14 Tage auf Social Media zu verzichten, am Anfang schwer wird. Du wirst, wenn du vorher einen großen Teil deines Tages damit verbracht hast, Videos zu schauen oder Bilder zu liken, vielleicht einige Entzugserscheinungen merken. Du fragst dich selbst, wer ein neues Bild hochgeladen haben könnte oder welche Kommentare unter den Bildern deiner Freunde stehen könnten. Dir fehlt etwas Wichtiges im Alltag, das Dopamin, an das du gewöhnt bist, wenn du auf sozialen Netzwerken unterwegs bist. Anderen gefällt dein Foto, du bekommst neue Follower, dies sind Beispiele, bei denen dein Gehirn Dopamin ausschüttet und du dich gut fühlst. Und das verursacht die Abhängigkeit. Aber am Ende dieser Challenge wirst du dich besser fühlen. Du brauchst diese Apps nicht mehr, da sie dir kaum einen Mehrwert bieten, du kannst dich einfach persönlich verabreden und etwas unternehmen. Und anstatt ständig deinen Standort und die Dinge, die du machst, zu veröffentlichen, kannst du diese Momente, sei es allein oder mit anderen, einfach genießen. Das ist nämlich etwas, was in unserer Gesellschaft an Wert verloren hat. Zum Beispiel sich einfach mit Freunden verabreden und einen Spaziergang durch einen Wald zu machen. Nach einiger Zeit ist man so damit beschäftigt, sich zu unterhalten, über Dinge, die man erlebt hat oder Probleme mit denen man zu kämpfen hat, dass diese Apps mit anfangs riesiger Bedeutung, kaum noch eine Rolle in deinem Leben spielen und in Vergessenheit geraten.
Ich hoffe dir hat der Artikel gefallen und du konntest etwas lernen. Wenn du anderer Meinung bist, schreibe das gerne in die Kommentare. Vielleicht hast du ja selbst auch noch andere Ideen, um weniger Zeit mit Social Media Apps zu verbringen.
Anleitung zum Einstellen der App-Beschränkungen:
Sehr ausführlicher und gut geschriebener Artikel. Ich habe selber die Doku auf Netflix geguckt und war sehr schokiert wie viel Daten von den Sozialen Medien gssammelt werden und wie schnell man nur noch Fake News bekommt.