Inas Geheimnis – Teil 4

Wir brachen umgehend auf und flogen in rasantem Tempo in die Heimat der Naturgeister.

Schon von Weitem sahen wir, dass dort eine erbitterte Schlacht tobte.

„Diese Schweine!“, brüllte Timnur gegen den Lärm an. Wir glitten weiter durch die Luft und konnten langsam mehr erkennen: Pfeile schwirrten durch die Luft, Kampfmaschinen wurden in Position gebracht, Kugeln und Steine schossen umher, Leitern wurden vom Feind an die Mauern gestellt und von den Verteidigern wieder umgeworfen.

Timnur beschwor einen unsichtbaren Schild herauf, der uns vor Geschossen schützte. So landeten wir auf dem Hauptturm, umgeben von Bogenschützen. Wir sprangen von unserem geflügelten Reittier und eilten die Treppe hinab. Wir erreichten einen Raum, in dem einige Zwerge, Geister und ein Zentaur (so hießen die Pferde-Menschen-Wesen) sich gerade über eine Karte gebeugt unterhielten.

„Beim Portal, Timnur!“, donnerte der Zentaur, „wir hatten keine Ahnung, wie lange wir das ohne dich noch aushalten sollten!“

„Wie lange können wir dem Angriff noch standhalten?“, wollte Timnur wissen. Ein Zwerg erwiderte: „Höchstens einen Tag.“ „Einen Tag? Wieso hat unser magischer Schutzschild die Schattengeister nicht aufgehalten?“ Danethur, der Zentaur, antwortete: „Mauron hat eine neue Waffe. Sie entzieht jedem Ort seine Magie und so wird Mauron immer stärker und wir immer schwächer.“

Ohne lange zu überlegen, entschied der Anführer der Naturgeister: „Wir werden eine Ausfall machen. Ich bringe Ina in Sicherheit, ihr stellt unsere besten Kämpfer auf!“ Überrascht blickten die magischen Wesen zu mir. Sie hatten mich bisher gar nicht bemerkt.

Timnur nahm meine Hand und führte mich in das Innere des Turms. „Hier bist du in Sicherheit. Bleib hier, bis der Kampf vorbei ist.“ Ich nickte, doch als er den Raum verlassen hatte und seine Schritte verklungen waren, öffnete ich die Tür und stahl mich leise hinterher.

Der Lärm draußen war ohrenbetäubend. Ich lief über den Burghof und schnappte mir ein Kurzschwert. Uff, das Ding war schwer! Ich schritt durch das demolierte Burgtor. Hier herrschte offener Kampf. Pfeile und Lanzen sausten durch die Luft, Äxte zischten, Schwerter rauschten. Maurons Armee wurde verstärkt durch Kreaturen, von denen einige wie große Fledermäuse und andere wie Riesen aussahen. Alle schlugen mit grausamer Härte auf die Reihen der Verteidiger ein. Ich kämpfte mich an einigen dunklen Wesen vorbei. Zweimal wäre ich fast von Pfeilen getroffen worden. Nun stand ich im Zentrum der Schlacht und erblickte ein furchtbares Wesen. Es war gehüllt in einen dunklen Umhang und hatte ein grauenhaftes Gesicht, das böser war als alles, was ich bisher gesehen hatte.

Der Schattenherrscher schoss erbarmungslos Blitze und Feuerkugel direkt aus seinen Händen auf Timnur ab. Dieser hatte Mühe, sich zu verteidigen.

Mauron öffnete den Mund und begann mit grauenhafter Stimme zu sprechen: „Du kannst mich nicht besiegen kleiner Naturgeist, denn ich habe eine Waffe, die mächtiger ist als alle Deine Fähigkeiten. Meine magische Kugel entzieht dir deine Kräfte und überträgt sie auf mich, bis ich genug Macht habe, um dich und deine Festung zu vernichten.“

Es schien meinem Freund immer schwerer zu fallen, Maurons Angriffe abzuwehren. Ich musste etwas unternehmen! Ich blickte suchend umher. Da sah ich außerhalb des Schlachtfeldes eine rot glühende Kugel, die von einem Wächter geschützt wurde. Ich rannte los und hatte die Kugel fast erreicht, als der Wächter direkt vor meinen Augen verschwand.

Plötzlich tauchte er hinter mir wieder auf. Ich wirbelte herum und stach zu.

Den Aufprall des leblosen Körpers nahm ich gar nicht mehr wahr, denn in einiger Entfernung sah ich Timnur am Boden liegen. Er schien geschlagen. Mauron erhob sich drohend, um einen letzten, vernichtenden Blitz abzuschießen. Ohne nachzudenken, warf ich das Schwert. Es durchschlug die Kugel und Mauron, all seiner Kräfte beraubt, brach reglos zusammen.

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