Elektroautos oder E-Autos, die angeblich als CO2-neutral und umweltfreundlich gelten, werden durch die Politik durch Kaufprämien, Steuervergünstigungen oder teilweise durch kostenlose Parkplätze gefördert. Die große Koalition hat in den letzten Tagen, im Zuge der Corona-Pandemie ein Konjunkturpaket beschlossen. Dieses beinhaltet eine Erhöhung der Umweltprämie für E-Autos mit einem Nettokaufpreis von bis zu 40.000 Euro. Die Prämie steigt von 3000 Euro auf 6000 Euro und gilt befristet bis Ende 2021. Außerdem ist der Ausbau des Ladenetzes und die Förderung der Batteriefertigung geplant, in die 2,5 Milliarden Euro investiert werden sollen. Das klingt doch alles sehr vorteilhaft und gibt einen großen Anreiz von dem eigenen Benzin- oder Dieselfahrzeug auf ein Elektroauto umzusteigen. Doch was ist ein Elektroauto überhaupt und warum gilt es als CO2-neutral?
Ein Elektroauto ist im Prinzip genauso aufgebaut, wie ein Benziner oder Diesel, allerdings besitzt es einen Elektromotor, welcher eine Batterie als Antrieb benötigt. Diese ist meist im Boden des Autos verbaut. Wie man es von Batterien kennt, muss auch die im Elektroauto nach einer bestimmten Kilometeranzahl aufgeladen werden. Dafür gibt es statt Tankstellen, wie bei Verbrennungsmotoren, Ladestationen, an denen das Elektroauto per Stecker mit Strom versorgt wird. Dadurch, dass keine Verbrennung im Motor stattfindet, hat das Elektroauto in der Theorie des reinen Fahrens keinen CO2-Ausstoß und wird deswegen besonders in Zeiten des Klimawandels als gute Möglichkeit gesehen, die gesetzten Ziele zu erreichen und die Emissionen des Gases Kohlenstoffdioxid zu verringern. Das Elektroauto klingt allein durch den CO2-Ausstoß, der bei 0g/km liegt, nach einer guten Investition für alle, denen die Umwelt am Herzen liegt. Aber zusätzlich wird die Attraktivität der Autos durch Umweltprämien gesteigert. Man kauft ein Elektroauto und braucht kein schlechtes Gewissen gegenüber der Umwelt haben. Wäre das alles so einfach, würden schon lange mehr Autos mit Elektromotor auf den Straßen fahren.
Zuerst einmal möchte ich einige offensichtliche Nachteile erläutern, um dann tiefergehend die Frage zu beantworten, ob Elektroautos umweltfreundlich sind oder nicht. Bei der Anschaffung eines Elektroautos gibt es zwar die Umweltprämie, die gerade jetzt ziemlich hoch ist, allerdings sind E-Autos im Vergleich meist teurer als übliche Benzin- und Dieselfahrzeuge. Der Hauptgrund liegt bei der Batterie, da diese mit hohem Aufwand produziert werden muss und viele unterschiedliche Rohstoffe benötigt. Der nächste Aspekt ist die Ladeinfrastruktur, die zurzeit nicht genügend ausgebaut ist, um Käufern jederzeit und ohne Wartezeit einen Ladeplatz zu bieten. Es besteht allerdings die Möglichkeit, sich eine eigene Ladestation Zuhause einzurichten. Dort kann das eigene Auto dann mit dem Strom aus dem Stromnetz oder der eigenen Solaranlage wieder aufgeladen werden. Ein weiteres Problem ist die Reichweite. Damit man lange Strecken zurücklegen kann, benötigt das Elektroauto eine große Batterie und diese eben viel Platz. Deswegen sind Autos mit großer Reichweite meist noch größer und schwerer und damit meist teuer. Diese Probleme sind meiner Meinung nach gut lösbar und sollten die Autoindustrie weniger stark beeinträchtigen, doch das größte Problem liegt versteckt, zumindest für viele, die nicht groß über Elektroautos informiert sind. Und damit kommen wir zu der Frage, ob Elektroautos umweltfreundlich sind und keine CO2-Emissionen besitzen.
Um die Batterien herzustellen, die für den Antrieb des Elektromotors benötigt werden, braucht man spezielle Rohstoffe, wie Lithium und Cobalt. In jeder Batterie sind ungefähr 20 bis 30 Kilogramm Lithiumcarbonat und 10 bis 15 Kilogramm Cobalt enthalten. Es werden also enorme Rohstoffmengen gebraucht, um so eine Batterie herzustellen. Das Lithium wird zum Beispiel in der Atacama-Wüste in riesigen Salzseen gewonnen. Das Problem ist, dass die Gewinnung des Lithiums aus dem Salzsee riesige Mengen Wasser benötigt. Rund 21 Millionen Liter Grundwasser werden in der Wüste für das Herausfiltern und die Säuberung des Lithiums benötigt. Auch in einer anderen Lithiummine in Jujuy, werden für eine Tonne Lithium 2 Millionen Liter Wasser verdunstet. Das Problem ist direkt vor Ort zu beobachten. Die Bauern haben immer weniger Wasser zum Leben und für ihre Landwirtschaft zur Verfügung, da der Grundwasserspiegel durch den enormen Wasserverbrauch sinkt. Zudem trocknen die Gegenden um die Minen immer mehr aus. Auch zahlreiche Tierarten sind in ihrem Lebensraum bedroht, da sie zum Teil in der Wüste oder den Salzseen leben. Wenn die Nachfrage nach Elektroautos weiter steigt und durch die Politik weiter gefördert wird, wird auch die Lithiumgewinnung ansteigen müssen und damit würde noch mehr Wasser verbraucht werden. Die Bauern und die Tiere, die in den Minengegenden leben, sind dann in ihrer Existenz bedroht. Eine Alternative muss gesucht werden, um die Umwelt und die Menschen vor Ort zu schützen. Eine Möglichkeit ist eine in Deutschland gelegene Mine. Im Erzgebirge in Sachsen ist Lithium vorhanden, es könnte also umweltfreundlicher hergestellt werden. Warum? Deutschland hat strengere Umweltauflagen, als Chile oder Südamerika. Zudem würden die langen Transportwege wegfallen. Allerdings könnte die deutsche Mine die Rohstoffe, die aus Chile kommen, nur zum Teil ersetzten, da sehr viel Lithium für die Batterieherstellung gebraucht wird. Ein anderes Problem ist die Luftverschmutzung in der Nähe der Minen, da das Lithium mit verschiedenen Chemikalien behandelt wird. Diese trocknen und werden vom Wind als Staub in der Luft mitgetragen. Tiere können durch diesen Staub erblinden und so fehlt den Bauern das Vieh und die Nahrung. Ähnlich sieht es mit dem Rohstoff Cobalt aus, der ebenfalls für die Batterieherstellung benötigt wird. Ein großer Teil des weltweiten Cobaltvorkommen liegt in der Demokratischen Republik Kongo, genauer in der Stadt Kolwezi. Die Stadt und die umliegenden Dörfer sind durchlöchert von tiefen Schächten, aus denen die Einheimischen Cobalt abbauen, um sich ein geringes Einkommen zu verdienen. Die Einheimischen riskieren täglich ihr Leben, indem sie in die tiefen Schächte steigen und den giftigen Cobaltstaub einatmen. In der Region gibt es kaum sauberes Wasser und die Kinder müssen aufpassen, nicht in eines der tiefen Löcher zu fallen, welche in ihrem ganzen Wohngebiet verteilt sind. Es ist für die dort lebenden Menschen eine Chance Geld zu verdienen und arbeiten zu gehen, trotz Lebensgefahr.
Die Batterieherstellung ist also alles andere als umweltfreundlich und zusätzlich kommt noch die Verschmutzung hinzu, die bei der restlichen Autoproduktion entsteht. Das Elektroauto hat also am Anfang einen riesigen CO2-Rucksack im Gepäck, der vor allem durch die Batterieherstellung entstanden ist. Das Elektroauto stößt beim reinen Fahren zwar kein CO2 aus, aber die alleinige Herstellung produziert mehr CO2 als bei den Verbrennungsmotoren. Der Materialaufwand, also die ganzen gebrauchten Rohstoffe, ist doppelt so hoch, wie bei den Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Definitiv nicht umweltfreundlich! Nun wissen wir, dass zumindest am Anfang das Elektroauto mit einem großen Paket CO2 startet, doch wann ist dieses durch das Fahren ausgeglichen, um den Benzin- oder Dieselfahrzeugen einen Vorteil gegenüber zu haben?
Zuerst einmal ist das bei jedem Elektroauto unterschiedlich, da es auf die Größe der Batterie ankommt, so müssen Elektroautos mit kleinerer Batterie weniger Strecke zurücklegen, als Elektroautos mit größerer Batterie, um den Vorteil gegenüber den Verbrennern zu erreichen. Laut Fraunhofer Institut muss ein Elektrofahrzeug der Mittelklasse (Batterie 40 kWh & 58 kWh) bei einer Herstellung mit konventionellem Strom, also hauptsächlich Kohlestrom, 72.000 bzw. 100.000 Kilometer fahren, um das CO2-Gepäck, das bei der Herstellung entstanden ist, abzubauen und so den Vorteil gegenüber Verbrennungsmotoren zu erhalten (siehe Tabelle). Elektroautos der Oberklasse (Batterie 95 kWh) brauchen sogar ganze 166.000 Kilometer. Wenn man allerdings das Auto nur mit Solarstrom wieder auflädt, kann das CO2-Gepäck deutlich schneller reduziert werden und wenn dann noch die gesamte Produktion und Herstellung des gesamten Fahrzeugs mit Ökostrom, also Solar- oder Windenergie, stattfindet und das Auto nur mit klimaneutralem Strom geladen wird, kann man zusätzlich viele Kilometer einsparen. So reduziert sich das CO2-Paket von anfänglich 72.000 auf 18.000 Kilometer, beziehungsweise von 100.000 auf 26.000 Kilometer, bei den Fahrzeugen der Mittelklasse. Und bei den Fahrzeugen der Oberklasse von 166.000 auf 35.000 Kilometer.
Batterie | CO2-neutral nach… | CO2-neutral nach… | CO2-neutral nach… | |
Fahrzeug 1 | 40 kWh | 72.000 km | 30.000 km | 18.000 km |
Fahrzeug 2 | 58 kWh | 100.000 km | 43.000 km | 26.000 km |
Fahrzeug 3 | 95 kWh | 166.000 km | 60.000 km | 35.000 km |
Aufladevorgang | Kohlestrom (Steckdose) | Solarstrom | Solarstrom & Herstellung mit Ökostrom |
Um die Elektroautos also den Versprechungen anzupassen, müsste man die gesamte Herstellung und Produktion mit umweltfreundlichem Strom garantieren, die Ladestationen mit Solaranlagen bestücken oder die Windenergie nutzen. Vor allem aber auch die Rohstoffausbeutung stoppen und den Bewohner ihr Überleben zu sichern und auf einen umweltfreundlichen Abbau der Rohstoffe umstellen.
Ein weiteres Problem bei den Elektroautos, auf das ich bei meiner Recherche gestoßen bin, welches ebenfalls die Batterien betrifft, ist die Unfall- und Brandgefahr. Wenn die Batterie der Elektroautos, welche am Boden des Fahrzeugs eingebaut ist, erst einmal brennt, verbraucht es tausende Liter Wasser um dieses endgültig zu löschen. Außerdem wird die Feuerwehr vor große Herausforderung gestellt. Die Batterie entzündet sich immer wieder und man kann sie nicht einfach ausbauen. Das Fahrzeug muss für einige Stunden in ein Wasserbad, um die Batterie vollständig zu löschen. Zudem ist die Frage, was mit den kaputten oder alten Batterien passiert. Die gesamten Rohstoffe landen meist noch einfach auf dem Müll. Dieses Problem könnte man durch Recycling sehr einfach beheben und zudem die recycelten Rohstoffe wieder in neuen Fahrzeugen verwenden, das würde die Rohstoffausbeutung sehr verringern. Zurzeit werden ungefähr nur 10 % der Batterien in Europa recycelt, das muss sich ändern, um die Elektroautos wirklich als umweltfreundlich verkaufen zu können.
Die Industrie und die Politik verkaufen das Elektroauto als umweltfreundlich und das ist es auch, wenn man stur und naiv auf die reine Fortbewegung auf den Straßen achtet. Doch zu einer CO2-Bilanz gehört auch die Herstellung der Autoteile und der Aufladevorgang. Und diese haben zurzeit noch nicht das Wort umweltfreundlich verdient, von CO2-Neutralität ganz zu schweigen. Die Politik und die Industrie, eigentlich alle Menschen müssen sich nach neuen Ideen und Alternativen umsehen. Die Verkehrswende braucht neue Denkweisen, die vielleicht ganz ab von der Idee Auto gehen. Elektroautos sind nur umweltfreundlich, wenn sie klein sind und so nur eine kleine Batterie brauchen. So verbrauchen die Autos weniger Ressourcen. Die Politik und die Industrie sollte allerdings auf neue Innovationen setzten, die Fahrradwege und öffentliche Verkehrsmittel besser und komfortabler gestalten. Insgesamt sollte es weniger Autos, weniger Verkehr und mehr Recycling der Rohstoffe und Autoteile geben. Dann kann man einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Elektroautos sind nur in gewissen Maße umweltfreundlich. Es ist gut, dass die Politik umweltfreundliche Autos fördern will, allerdings sind die Elektroautos mit Batterieantrieb meiner Meinung nach die falsche Alternative für Verbrennungsmotoren.
Quellen: