Quentin Tarantino ist einer der bekanntesten Hollywood-Regisseuren aller Zeiten. Mit Filmen wie Pulp Fiction, Kill Bill oder Once Upon a Time in Hollywood hat er seine eigene Obsession mit Kino und Film zum Beruf gemacht. Viele seiner Filme handeln von genau einer Sache: Blutrünstige Rache. Sei es das Töten von amerikanischen Sklaventreibern in Django Unchained oder die Rache einer versetzten Braut in Kill Bill. Doch, der Film der das Motiv der Rache am weitesten treibt ist sein Magnum Opus Inglourious Basterds. Dieser erschien im Jahr 2009 und ist eine internationale Hollywood-Coproduktion. Im Film geht es um eine Gruppe jüdisch-amerikanischer Soldaten, die Nationalsozialisten skalpieren – und um eine junge Jüdin, die sich an den Mördern ihrer Familie rächen möchte.
Viele Dinge heben Inglourious Basterds von anderen Hollywood-Blockbustern ab: Dazu gehört auch die unkonventionelle Story: Kriegsgeschichten sind ein alter Hut, aber nach den 1940er-Jahren wandte sich Hollywood beinahe gänzlich von Nazi-Hass ab. Inglourious Basterds Kriegsstory fokussiert sich auf dem Töten der Nazis und handelt weniger von dem 2. Weltkrieg: Man sieht weder Nationalsozialisten, noch die Basterds in Schützengräben kämpfen. Dafür sind sie in Frankreich auf Achse und schneiden Nazis die Schädel auf oder ritzen ihnen Hakenkreuze in die Stirn.
Die 2. Handlung des Filmes ist die der jüdischen Kinobetreiberin Shosanna: Ihre Familie wurde von dem Nazi-Kommandanten Hans Landa ausgelöscht, sie war die einzige, die vor ihm fliehen konnte. Jahre später, nachdem sich ein deutscher Kriegsheld in sie verliebt, wird sein Film in ihrem Kino gezeigt: Nachdem Shosanna erfährt, dass sich unter den Besuchern nicht nur Hitler und sein Gefolge, sondern auch Landa finden wird, schmiedet sie einen Racheplan. Die beiden Stories verlaufen parallel, bis zum 3. Akt, in dem sie zusammenlaufen.
Inglourious Basterds glänzt durch bösartigen Humor, etwa wenn die Basterds Nazi-Schädel einschlagen oder Shosanna auf einen absolut neurotisch- mickrig dargestellten Joseph Goebbels trifft. Die Dialoge sind fantastisch und selbst bei 3 Stunden Filmlänge verfliegt die Zeit durch eine packende Story und atemberaubendes Setdesign.
Der Cast ist wahrscheinlich einer der internationalsten in je irgendeinem Hollywood-Blockbuster: Deutsche Nazis werden von deutschen Darstellern verkörpert, Franzosen spielen Franzosen und die amerikanisch-jüdischen Soldaten werden von jüdisch-amerikanischen Schauspielern mit Boston-Akzent portraitiert. Es ist ein multilingualer Film, denn französische Charaktere unterhalten sich miteinander auf Französisch, deutsche auf Deutsch und Amerikaner auf Englisch. Ein Überraschungsgast in der Produktion ist Til Schweiger, welcher einen der wenigen deutschen Basterds spielt
Vor allem sticht bei den Darstellern einer heraus, der österreichische Schauspieler Christoph Waltz. Er verkörpert deutschen Nazi-Kommandanten und Bösewichten des Filmes, Hans Landa. Seine Figur, der “Jew -Hunter“, versetzt den Zuschauer nicht durch seine grauenhafte Brutalität in Schrecken – eher ist es seine abgebrühte und höfliche Art, welche seine nächsten Schritte unerfindlich macht. Für seine Darstellung erhielt Waltz 2010 einen Oscar als bester Schauspieler.
Der Film schreibt mit seinem Ende Geschichte neu, und ist somit eher ein Märchen über den 2. Weltkrieg als eine realistische Geschichte (auch wenn es die Inglourious Basterds wirklich gab). Der Film zeigt es als Selbstverständlichkeit, dass die Nazis trotz der Brutalität und Blutlust der amerikanischen Soldaten die Bösen sind. In 2009 war das eine Selbstverständlichkeit – heute könnte man befürchten, dass Leute den Film als “Woke“, oder bestimmte Seiten als “Amerikanische Propaganda“ bezeichnen würden. Heute, in Zeiten von Baby-Rechtsextremismus im Internet und hartem “Anti-Woke“ Push vor allem aus den Staaten, stellt sich eine Frage: Könnte Inglourious Basterds 16 Jahre später wieder gemacht werden – und den gleichen Erfolg haben?
Vielleicht ist diese Frage albern. Aber, wenn man sich als Person auch nur ein klein wenig für Politik interessiert, zeigt einem der Social-Media Algorithmus teils offensichtlich rechtsradikale Inhalte an: Seien es schizophrene Tiraden darüber, wie viel toller Weiße als Schwarze seien oder Antisemitismus verpackt in “ironischen“ Instagram-Reels. Vor 3 Tagen veröffentliche Kanye West, einer der erfolgreichsten Rapper der Welt, zahlreiche Tweet, in denen er behauptete, er sei ein Nazi und liebe Hitler. Dann veröffentliche er eine Kollektion von T-Shirts mit Hakenkreuzen Sein Shop wurde kurze Zeit heruntergenommen – vorher lief ein Werbespot für seine “Kollektion“ aber noch beim Superbowl.
Das Internet ist nicht die reale Welt – nur weil sich dort Extremisten tummeln, gilt das nicht für die ganze Welt – vielleicht sollte die Menschheit kollektiv ihre X-Accounts löschen und an die frische Luft gehen. Alles in allem ist Inglourious Basterds ein fantastischer Film, welcher durch eine gute Story, fantastisches Schauspiel und blutige Action glänzt. Zu sehen ist er auf Netflix und Amazon Prime