veröffentlicht von Jessica Urbschat
Vorwort: Dies ist der erste Teil der Geschichte „Die verborgene Seele“. Sie ist der Gewinner des Schreibwettbewerbs aus dem Schuljahr 16/17 und wurde von Selina und Antonia (damals 5. Klasse) geschrieben. Der 2. Teil wird am nächsten Montag kommen usw.
Es begann im November letzten Jahres. Es war ein verregneter, kalter Novembertag. Meine Eltern, meine kleine Schwester Annabell und ich zogen an diesem Tag in ein altes und seit Jahren nicht bewohntes Haus. In dem Haus befanden sich noch einige Möbel und auch interessante Gegenstände. Diese Sachen gehörten einer alten Frau, die dort gelebt hatte. Man sagte, dass diese Frau eine Hexe gewesen sein solle und ihre Seele noch heute in unserem Haus herumwandele. Aber wir glaubten nicht daran und ließen uns nicht davon abhalten, in das Haus einzuziehen. Das Erste, was mir in meinem Zimmer auffiel, war ein selbst gemaltes Bild, auf dem unser Haus und unser Schuppen von früher zu sehen waren. Auf dem Bild war auch eine seltsame Gestalt, die man nicht richtig erkennen konnte.
In den ersten Wochen war noch alles in Ordnung und wir fühlten uns wohl in unserem neuen Zuhause. Doch plötzlich passierte etwas Unheimliches… ·
Ich saß auf meinem Bett und starrte das Bild an. Auf einmal sah ich, dass das Haus und der Schuppen auf dem Bild plötzlich dunkler wurden. Mir kroch die Gänsehaut den Nacken hoch. Das Gefühl, dass es doch nur ein Traum sein könnte, beruhigte mich.
Tage später hörten wir in der finsteren Nacht Annabell laut schreien. Sie war schweißgebadet und erzählte, dass sie das Gefühl hatte, dass jemand in ihrem Zimmer gewesen war und an ihrem Bett stand. Das war schon ziemlich unheimlich und beängstigend. Annabel stand noch tagelang unter Schock
Wochen später knallten nachts Türen und Fenster auf und zu. Was konnte das nur sein? Was ging hier vor sich? Hatten die Leute im Dorf doch recht? Stimmte es vielleicht doch, dass die Seele der alten Frau in unserem Haus herumspukte?
Annabel saß still am Tisch und schaute ins Leere. Doch da hielt sie inne und blickte wie erstarrt aus dem Fenster.
Ich drehte‘ mich in die Richtung um, wo sie auch hinschaute. Da wusste ich, warum ihr Blick auf einem Punkt erstarrt war. Auch mein Blick wich nicht von der Stelle ab. Was ich da sah, verblüffte mich. Es schien zwar die Sonne, doch der Schuppen verdunkelte sich, obwohl genau über dem Schuppen die Sonne stand. Die Dunkelheit kam mir genauso rätselhaft und unheimlich vor wie die seltsame Gestalt auf dem Bild in meinem Zimmer. Mich beschlich ein dringender Verdacht, der mich hastig die Treppe nach oben in mein Zimmer rennen ließ. Ich machte die Tür auf und ging in mein Zimmer. Sofort fiel mir das Bild ins Auge. Als ich mir das Bild genauer ansah, bemerkte ich auch dort den Schatten über dem Schuppen. Wie konnte das sein? Der Schatten auf dem Bild war identisch mit dem Schatten über dem Schuppen. Ich fuhr mit meinen Fingern die Umrisse des Schattens auf dem Bild nach. Es war kein Gefühl von Farbe an meinen Fingern. Es war eher eine Kälte, die mich erschauernd ließ.
Rasch zog ich meine Finger zurück. Meine Fingerspitzen hatten eine leichte blaue Färbung angenommen. Der Schatten hatte mich so abgelenkt, dass ich ganz vergessen hatte nach der Gestalt im Bild zu suchen. Die Gestalt war weg!
Ich suchte verrückt wie in einem Wimmelbuch nach der Gestalt, doch ich konnte sie einfach nicht wiederfinden. Sie war wie vom Erdboden verschluckt. Hatte der Schatten sie verschlungen? Ich nahm das Bild von der Wand, um es näher zu betrachten. Das Bild war schwerer, als ich gedacht hatte. Wie alt mochte es sein und wer hatte es gemalt? Auf der Vorderseite konnte ich keine Signatur oder ein Datum finden. Daher drehte ich es vorsichtig um.
Das Papier auf der Rückseite des Bildes war teilweise von Motten zerfressen. Es war so brüchig, dass ich aus Versehen ein großes Loch mit meinen Fingern eingedrückt hatte. Dabei fiel mir etwas Rotes ins Auge. Aus Neugier riss ich das Papier komplett von der Rückseite und ein Brief mit einem roten Wachssiegel viel mir in den Schoß.
Fortsetzung folgt