Inas Geheimnis – Kapitel 2

Als ich wieder zu mir kam, merkte ich, dass ich in einem Bett lag. Ich lauschte und hörte Stimmen. „Wir können sie hier nicht gebrauchen, wenn es wirklich zum Kampf kommt“ , sagte eine sehr raue Männerstimme. „Ja, aber wenn sie wirklich von der anderen Seite des Portals kommt, müssen wir sie warnen, damit Sie es Ihresgleichen mitteilen kann“, kam es von einer zweiten männlichen, schön klingenden Stimme.

Ohne Vorwarnung ging die Tür auf und zwei Männer traten ein. Der eine sah aus, als hätte er einen großen Teil seines Lebens in Schlachten gekämpft: Er hatte ein vernarbtes Gesicht, trug das braune Haar sehr kurz und wirkte in seiner zerkratzten Rüstung muskulös und gleichzeitig gedrungen, denn er war kaum größer als ich, also etwa 1,30 Meter.

Der zweite Mann war sehr groß und schlank, hatte blonde längere Haare und trug leichte Kleidung. Als Schutz dienten kleine metallene Plättchen, die in sein Oberteil eingearbeitet waren. Sie kamen näher. „Ich rede mir ihr“, sagte der Blonde, doch ich kam ihm zuvor. „Was ist passiert, wer sind Sie und wo bin ich hier?“, sprudelte es aus mir heraus. Der Große lächelte und sagte: „Sei gegrüßt. Wir freuen uns über deinen Besuch in unserer Welt und…“

Meine Stimme klang schrill, als ich schrie: „Unsere Welt? Was soll das heißen? Sind wir hier nicht mehr in Schweden?“ Ich hoffte inständig, dass dies alles nur ein böser Traum war. Ruhig fuhr der Blonde fort: „Du bist durch das Portal, den See, in unsere Welt gelangt. Ich bin Timnur, der Naturgeist.“

Am liebsten wäre ich weggerannt, doch ich war in so schlechter Verfassung, dass ich einfach nur da saß und versuchte, die Ereignisse zu verstehen. „Vor langer Zeit“, begann Timnur erneut, „lebten alle magischen Wesen mit den Menschen in Frieden zusammen. Dann jedoch wurden die Menschen eifersüchtig auf unsere Kräfte und wandten sich gegen uns. Um einen drohenden Kampf zu vermeiden, schufen wir uns eine eigene Welt, die wir vor den Menschen verbargen und in der alle magischen Wesen bis heute leben. Doch es gibt einige unter uns, die nicht länger einsehen, dass wir uns vor euch Menschen verstecken müssen, da wir doch viel mächtiger sind als ihr. Mit einem dieser Wesen stehen wir kurz vor einem Krieg, wie ihn noch keiner gesehen hat!“, schloss der Naturgeist.

„Okay“, dachte ich. „Okay, es ist nichts passiert, außer dass ich in einen See gefallen und scheinbar in einer anderen Welt gelandet war, die kurz vor einem Krieg stand!“

Laut und um mir selber einzureden, dass das alles nicht stimmen konnte, fragte ich: „Warum sollte ich das alles glauben?“ Dem dunkelhaarigen Zwergending entfuhr ein ungeduldiges Grunzen. „Ich bin Mignir“, brummte er und wies auf die Tür. „Sieh selbst!“

Ich stand auf, ging zur Tür und öffnete sie. Was ich da sah, raubte mir den Atem!

Ich befand mich in einem Turm, der auf einer weißen Burg thronte. Das Gemäuer war oval und stand auf einer Anhöhe. Es war umgeben von einer hohen Mauer und einem wassergefüllten Graben. Fassungslos starrte ich vom Turm herunter auf das rege Treiben im Burghof. Was mich wirklich schockierte, war nicht das Gebäude, sondern seine Bewohner.

Dort unten sah ich fremdartige Tiere, Drachen, feenartige Geschöpfe, Zwerge und sogar Pferde mit menschlichem Oberkörper. Am geheimnisvollsten jedoch waren die Wesen, zu denen auch Timnur gehörte. Die Männer, Frauen und Kinder waren allesamt schlank, groß und hatten blonde Haare in allen möglichen Tönen. Sie waren wunderschön, bewegten sich fließend, fast schwebend und strahlten so wenig Menschlichkeit aus wie eine Katze. Es war offensichtlich, dass sie die Herren der Burg waren.

„Wie gefällt dir unsere weiße Festung?“ ertönte Timnurs Stimme hinter mir. Das einzige, was ich herausbrachte, war ein kraftloses „Hgmf“. Es gab also eine andere Welt und in dieser befand ich mich gerade!

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