#wirbleibenzuhause: Literaturempfehlungen Teil 1

Die Redaktion der Schülerzeitung gestaltet für euch in den nächsten Tagen und Wochen eine Reihe von Artikeln, die euch helfen sollen, die schulfreie Zeit, die wir alle ja zuhause verbringen müssen, zu überbrücken. Erkennen könnt ihr diese Serie am #wirbleibenzuhause im Titel. Ich beginne heute mit dem ersten von voraussichtlich fünf Teilen mit Literaturempfehlungen. Bleibt gespannt, was sich die anderen Autor*innen überlegt haben!

Für mich ist das Lesen eine der schönsten und sinnvollsten Beschäftigungen in dieser Zeit. Aber genauso wie viele andere Menschen, die gerne lesen, kenne auch ich das Problem, nicht zu wissen, was ich als nächstes lesen soll und welche Bücher ihr Geld auch wirklich wert sind. Um euch zumindest dieses Problem abzunehmen, werde ich euch im folgenden einige meiner Lieblingsbücher vorstellen bzw. solche Bücher, die ich für lesenswert halte oder die mich in irgendeiner Weise besonders geprägt haben. Alle Bücher eignen sich meiner Ansicht nach grundsätzlich für Leser*innen ab 13 Jahren, wobei ich sagen muss, dass es dort große Differenzen gibt, da ich selbst manche dieser Bücher in der siebten Klasse und manche andere erst in der elften Klassen, also vor kurzem, gelesen habe. Daher habe ich bei jedem Buch angegeben, in welchem Alter ich es gelesen habe, damit ihr euch besser orientieren könnt. Alles in allem sollte aber trotzdem für jeden und jede etwas dabei sein. Nun wünsche ich euch viel Spaß mit meinen Empfehlungen und hoffe, dass sie für euch hilfreich sind.

Die Glasglocke von Sylvia Plath

„Die Glasglocke“, Sylvia Plath, Suhrkamp

Die Glasglocke ist ein Roman von Sylvia Plath und erschien im Jahr 1963 unter dem Originaltitel „The Bell Jar“. Er handelt von der Studentin Esther Greenwood, die im Jahr 1953 einen Monat als Volontärin einer Modezeitschrift in New York verbringt. Doch statt diese Möglichkeit, um die sie alle beneiden, vollständig auszuschöpfen, macht sie ernüchternde Erfahrungen: Ihre Männerbekanntschaften sind enttäuschend und ihren Pflichten in der Redaktion kommt sie nicht zufriedenstellend nach. Sie fühlt sich zunehmend unter einer Glasglocke gefangen. Die sonst so pflichtbewusste und ehrgeizige Esther gerät Schritt für Schritt in eine Existenzkrise, die in einer schweren Depression mündet, der sie nicht mehr aus eigener Kraft entkommen kann.

Das Buch ist sehr facettenreich, da es viele unterschiedliche Themen behandelt. Besonders das der Depression wird lebensnah und doch völlig unsentimental beschrieben, was für mich persönlich sehr beeindruckend war. Auch in feministischen Kreise wird dieses Buch viel gelesen, da es das Frauenbild der 50er-Jahre kritisch betrachtet. Mir gefällt besonders, dass Plath so viele subtile sprachliche Bilder eingearbeitet hat, die den Leser*innen viel Interpretationsspielraum lassen, da sie eben nicht erläutert werden.

Wer einen Roman mit Sinn sucht, der in die Tiefe geht und es nicht nötig hat, sich ständig zu erklären, dem wird Die Glasglocke sehr gefallen. Ich selbst habe das Buch erst vor kurzen gelesen, also mit 17 Jahren.

Die Glasglocke ist im Übrigen der einzige Roman, den Plath, die eher für ihre Gedichte bekannt ist, geschrieben hat.

Der Prozess von Franz Kafka

„Der Prozeß“, Franz Kafka, Suhrkamp

Der Prozess ist ein Roman von Franz Kafka, der erstmals im Jahr 1925 erschien. Er thematisiert die Geschichte des Josef K., der am Morgen seines 30. Geburtstags verhaftet wird, weil eine mysteriöse Behörde ihm den Prozess machen will. Trotzdem darf er sich frei bewegen und weiterhin seiner Arbeit nachgehen. Er selbst ist sich keiner Schuld bewusst und auch auf Nachfrage erklärt ihm niemand, warum er verhaftet wurde. Je mehr er seine Unschuld beweisen möchte, desto tiefer versinkt er in undurchschaubaren Gesetzen.

Für mich war die Lektüre des Romans in Teilen erschreckend und sogar verstörend, aber gleichzeitig auch sehr faszinierend. Ich denke, das Adjektiv „kafkaesk“ kann nur völlig verstehen, wer dieses Buch gelesen hat. Viel mehr verraten möchte ich nicht zu dem Roman, da man seinen Zauber nur verstehen kann, wenn man ihn gelesen hat. Wer über die teils unverständlichen und absurden Zusammenhänge hinwegsehen kann, wird erkennen: Die Lektüre lohnt sich!

Der Prozess ist im Übrigen einer von drei unvollendeten und posthum erschienenen Romane Franz Kafkas. Ich selbst habe das Buch mit 15 gelesen.

Der Report der Magd von Margaret Atwood

„Der Report der Magd“, Margaret Atwood, Piper

Der Report der Magd ist ein Roman von Margaret Atwood, der 1985 unter dem Originaltitel „The Handmaid´s Tale“ erschien. Er handelt von der Magd Desfred, die im theokratischen und totalitären Staat Gilead lebt. Aufgrund einer atomaren Verseuchung ist der Großteil der Bevölkerung unfruchtbar. Frauen haben keine Rechte mehr und werden in verschiedene Gruppen, die unterschiedliche Aufgaben erfüllen müssen, eingeteilt: Ehefrauen ranghoher Führungskräfte, Dienerinnen und Mägde. Letztere sollen nach biblischem Vorbild für unfruchtbare Frauen Kinder empfangen. Desfred wird dem Kommandanten Fred (daher ihr Name) als Zweitfrau zugewiesen. Das Haus verlassen darf sie nur zu seltenen Einkäufen oder öffentlichen Hinrichtungen. Nach und nach erfährt die Leserin/der Leser wie es zur Errichtung des Staates durch religiöse Fundamentalisten kam und wie auch Desfred zur Magd gemacht wurde. Aber eine zufällige Begebenheit lässt sie Hoffnung schöpfen.

Der Report der Magd ist das Buch, das jeder gelesen haben sollte. Und ich meine wirklich jeder. Margaret Atwood kann sich ohne Frage neben Orwell und Huxley einreihen. Aufwühlend erzählt sie, wie die Frauen Nordamerikas Stück für Stück entrechtet werden und niemand sich wehrt. Ich finde Dystopien dieser Art generell interessant, da sie uns immer zeigen wie fragil das System ist, in dem wir leben und wir sehr es unser aller Schutz und Engagement benötigt. Dass Demokratie und Grundrechte keinesfalls eine Selbstverständlichkeit sind, legt Atwood eindrucksvoll da. Ich habe dieses Buch sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch gelesen und muss sagen, dass sich die Lektüre auf Englisch definitiv empfiehlt. Normalerweise bemerke ich bezüglich dessen keinen großen Unterschied, weil die Übersetzungen mittlerweile wirklich gut sind, aber hier werden viele Details erst im englischen Original deutlich. Für dieses Buch gilt: eine ganz klare Leseempfehlung!

Margaret Atwood wurde vielfach ausgezeichnet, unteranderem mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Gelesen habe ich den Report der Magd mit 17 Jahren.

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