Habt ihr die Ferien genossen? Wenn nicht, dann habt ihr hier eine weitere Geschichte aus dem Schreibwettbewerb 17/18 von Rabea. Als sie uns ihre Geschichte eingereicht hat, war sie in der 9. Klasse und hat den 1. Platz der Mittelstufe damit erreicht. Schreibt doch mal in die Kommentare, wie ihr Rabeas Geschichte fandet. Aber jetzt gibt es eine Geschichte zu lesen:
Alles
lag ruhig da, als wäre nie etwas geschehen. Die Soldaten waren gefallen, ihre
Einzelteile lagen verteilt in dem großen Meer aus Blut. Und ich befand mich
mittendrin. In meiner rechten Hand, ein silbernes Schwert, getränkt mit Blut.
Überall war es, das Blut. An meinen Händen, meiner schneeweißen Uniform und
sogar überall in meinem Gesicht verteilt. Doch ich konnte mich an nichts
erinnern. An nichts, außer meinen Namen: Cassian Dubois. Ich wusste nicht, was
vor zwei Wochen passierte, nicht einmal was vor zwei Minuten geschah. Mein Kopf
war einfach leer und dies war das schlimmste, was ich mir vorstellen konnte.
Ich atmete schwer aus und schaute mich nach anderen, Überlebenden, um. Doch da
war keiner. Kein Einziger, der mir hätte erklären können, was hier los war. Als
mich die Erkenntnis traf, wer für dieses Grauen verantwortlich war, entglitt
meiner Hand die Klinge des Schwertes und eine unsichtbare Macht zwang mich in
die Knie. Ich. Niemand anderes war sonst hier, in der Nähe. Das hier, die
Verwüstung, das Grauen…der Tod. Das war ich. Mir wurde schlecht und ich
ekelte mich vor mir selbst, auch wenn ich mich an gar nichts erinnern konnte.
Die toten Soldaten, die ihre Familien nicht mehr ernähren konnten, die Kinder,
die ohne Vater aufwachsen mussten und die Frauen, die um ihre verlorenen Männer
weinen mussten. All das war meine Schuld und ich konnte es nicht rückgängig
machen. Ich schrie meine Verzweiflung in die Welt hinaus und krümmte mich
zusammen. „Waruummm?! Ich wollte das doch nicht, bitte!“ Der Schall meiner
Schluchzer wurde von den hohen Felswänden zurückgeworfen und hallte noch lange
nach. Hätte ich gewusst, wie ich die Zeit zurückdrehen könnte, ich würde es
sofort machen. Ich wollte nicht für den Tod etlicher Menschen verantwortlich
sein! „Ich kann dir helfen, wenn du willst…“, drang eine leise und hohe
Stimme an mein Ohr. Reflexartig schnellte ich hoch und drehte mich in alle
Richtungen. „Wer ist da?! Was willst du von mir?“ Die Stimme war nun deutlicher
zu hören. „Ich bin niemand. Ich bin nur in deinem Kopf und ich kann dir helfen,
deine Schuldgefühle loszuwerden…“ Dieses Angebot klang sehr verlockend,
allerdings schien die Sache einen Haken zu haben… „Es ist mir egal, was du von
mir verlangst, aber bitte, die Soldaten haben einen solch schrecklichen Tod
nicht verdient! Gib ihnen eine zweite Chance!“ Mein Hals schmerzte bereits vom
vielen schluchzen und schreien, doch dies war momentan meine geringste Sorge.
„Hmm…du bist der Erste, der einen solch sonderbaren Wunsch hat. Aber da du dich
so bereitwillig opferst, werde ich dir deinen Wunsch natürlich erfüllen.“ Ich
verstand kein Wort von dem, was diese kindliche Stimme zuflüsterte, aber ich
sorgte mich auch nicht darum. „Schließ deine Augen, dann ist es nicht ganz so
schmerzhaft.“ Ich weiß nicht warum, aber irgendwie vertraute ich der Stimme und
tat was sie mir sagte. Das nächste was ich sah, war gleißend helles Licht und
ein Gefühl von Schwerelosigkeit, die ich mit offenen Armen empfing. weiterlesen